Material-Imitation imitiert die Substanz eines Materials; Graumalerei zeigt seine plastische Formung. Dabei setzten wir unterschiedlich abgestufte Nuancen zwischen Dunkelgrau und Weiß ein, um die Wirkung von Licht und Schatten abzubilden. Besonders bei größerem Betrachterabstand entsteht eine frappierend dreidimensionale Wirkung. „Graumalerei“ kann auch Ton-in-Ton-Malerei sein, zum Beispiel die Malerei in Graublau- oder in Sepiatönen.
Wo sich Graumalerei auf Architekturelemente bezieht (z.B. Säulen, Pilaster, Gesimse, Nischen, Bossen etc.) spricht man von Scheinarchitektur. Ein gutes Beispiel für Scheinarchitektur ist unsere Ausmalung im Innenhof des Münchner Traditionsrestaurants „Zum Franziskaner“ vis à vis dem Nationaltheater: Die glatt verputzte Wand erhält das Aussehen einer profilierten Fassade im Stil des Klassizismus.
Durch Hell-Dunkel-Effekte werden gemalte Marmorflächen zu profilierten Kassetten, in Steinplatten erscheinen Gravuren und glatte Wände formen sich zu figürliche Reliefs.
Auch gemalte Draperien entstehen auf diese Weise. Unser Buch „Graumalerei, Scheinarchitektur, Draperien“ (Studienreihe Illusionsmalerei, Band 2) zeigt zahlreiche Projekte zu diesem Thema.
Mit Graumalerei schaffen Sie in unaufdringlicher Weise stilvolle Dekorationen. Selbst in sachlichen und wenig verpsielten Umgebungen setzt Graumalerei gestalterische Akzente, ohne sich zu verselbständigen.